Weihnachten – ein Fest, das rund um den Globus gefeiert wird. Während der Weihnachtsbaum und das Beschenken in vielen Ländern zur Tradition gehören, hat jede Kultur noch ihre ganz eigenen, einzigartigen Bräuche und Rituale entwickelt. Ich nehme dich mit auf eine Reise um die Welt und stelle dir einige der interessantesten Weihnachtstraditionen vor.
1. Österreich/Deutschland: Der Adventskranz und der Weihnachtsmarkt
Österreich und Deutschland sind natürlich die Klassiker und die Heimat vieler Weihnachtsbräuche, die in der ganzen Welt verbreitet sind. Der Adventskranz, der in der Vorweihnachtszeit jede Woche um eine Kerze erweitert wird, stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist ein Symbol für das Warten auf Weihnachten. Auch die berühmten Weihnachtsmärkte, die man in fast jeder Stadt findet, sind ein fester Bestandteil der deutschen Weihnachtstradition. Dort gibt es alles von handgemachtem Schmuck bis zu Glühwein und Lebkuchen. Und natürlich gehört auch der Weihnachtsbaum zu einem gelungenen Weihnachtsfest. Der für uns heute weit verbreitete Baum hat seinen Ursprung höchstwahrscheinlich in der heidnischen Tradition. Früher holte man sich zur Zeit der Wintersonnenwende grüne Zweige ins Haus, die böse Geister vertreiben sollten und für Schutz und Fruchtbarkeit standen. Darauf entwickelte sich dann im 16. Jahrhundert der Weihnachtsbaum. Zuerst nur in evangelischen Häusern zu finden, zog der geschmückte und mit Lichtern funkelnde Baum auch in die katholischen Wohnzimmer ein.
2. Schweden: Das Fest der Heiligen Lucia
Am 13. Dezember feiert Schweden das Fest der Heiligen Lucia, das Licht in die dunklen Wintertage bringen soll. Traditionell trägt das älteste Mädchen in der Familie ein weißes Kleid und eine Krone aus Kerzen, während sie „Luciabrötchen“ (safranhaltige Backwaren) verteilt. Dieser Brauch erinnert an die Märtyrerin Lucia von Syrakus und markiert den Beginn der Weihnachtsfeierlichkeiten in Schweden.
3. Spanien: Die „Nochebuena“ und die „Caga Tió“
In Spanien beginnt das Weihnachtsfest am 24. Dezember mit der „Nochebuena“, einem großen Familienessen. Nach der Mitternachtsmesse kommen viele Menschen zusammen, um mit Musik und Tanz zu feiern. Ein weiterer einzigartiger Brauch ist die „Caga Tió“ in Katalonien. Es handelt sich um einen bemalten Holzklotz, der mit einem roten Hut bedeckt wird. Kinder „füttern“ den Klotz im Advent, und am Heiligen Abend schlagen sie darauf, damit er Süßigkeiten „ausscheidet“.
4. Italien: Die Befana und das Festmahl der sieben Fische
In Italien bringt die „Befana“, eine freundliche Hexe, am 6. Januar den Kindern Geschenke. Die Legende besagt, dass sie die Heiligen Drei Könige auf der Suche nach dem Jesuskind unterstützte, jedoch nie ankam. Zur Weihnachtszeit ist auch das „Festmahl der sieben Fische“ am Heiligabend eine wichtige Tradition, besonders in Süditalien. Hier versammelt sich die Familie, um Fischgerichte in Anlehnung an die religiöse Bedeutung der Zahl Sieben zu genießen.
5. Australien: Weihnachten im Sommer
Da Weihnachten in Australien mitten in den Sommer fällt, sehen die Festlichkeiten hier etwas anders aus. Viele Familien feiern das Weihnachtsfest mit einem Grillfest am Strand oder einem Picknick im Freien. Weihnachtsmannparaden und das Singen von Weihnachtsliedern bei Kerzenschein („Carols by Candlelight“) gehören ebenfalls zu den beliebten Traditionen. In vielen australischen Haushalten gibt es dennoch traditionelle Gerichte wie Putenbraten oder Schinken – aber oft mit einer sommerlichen Note.
6. Mexiko: Las Posadas und die Piñata
In Mexiko wird die Weihnachtszeit vom 16. bis 24. Dezember mit den „Las Posadas“ gefeiert, einer Reihe von Prozessionen, die an die Herbergssuche von Maria und Josef erinnern. Dabei gehen Familien von Haus zu Haus, singen Lieder und bitten um Unterkunft, bevor sie zu einem gemeinsamen Festmahl eingeladen werden. Am Heiligabend dürfen die Kinder eine mit Süßigkeiten gefüllte Piñata zerschlagen.
7. Finnland: Der Besuch des Weihnachtsmanns
In Finnland, dem Heimatland des Weihnachtsmanns, ist der Besuch von „Joulupukki“ (Weihnachtsmann) am Heiligen Abend ein Highlight. Anders als in vielen anderen Ländern kommt der Weihnachtsmann nicht nachts durch den Schornstein, sondern klopft persönlich an die Tür, um die Geschenke zu verteilen. Nach einem kurzen Plausch mit den Kindern, ob sie das Jahr über artig waren, überreicht er die Geschenke.
8. Polen: Das Heilige Abendmahl „Wigilia“
In Polen wird der Heiligabend mit dem festlichen „Wigilia“-Abendessen gefeiert. Traditionell beginnt das Mahl erst, wenn der erste Stern am Himmel erscheint. Die Familie teilt dann eine „Oblaten“ (eine dünne Brotscheibe), bevor zwölf fleischlose Gänge serviert werden, die symbolisch für die zwölf Apostel stehen. Unter der Tischdecke wird oft etwas Heu gelegt, um an die Krippe Jesu zu erinnern.
9. Venezuela: Auf Rollschuhen zur Messe
In der venezolanischen Hauptstadt Caracas gibt es eine ungewöhnliche Weihnachtstradition: Viele Gläubige fahren am frühen Morgen des 24. Dezember mit Rollschuhen zur Kirche. Die Straßen werden dafür teilweise gesperrt, und der bunte Anblick der rollschuhfahrenden Massen ist ein einmaliges Erlebnis. Anschließend kehren die Menschen nach Hause zurück, um mit ihrer Familie das Weihnachtsfest zu feiern.
10. Philippinen: Das längste Weihnachtsfest der Welt
Auf den Philippinen beginnt die Weihnachtszeit bereits im September und dauert bis in den Januar hinein. Ein wichtiger Bestandteil der Festlichkeiten ist die „Simbang Gabi“, eine neuntägige Messe, die am 16. Dezember beginnt und täglich bis zum Heiligen Abend gefeiert wird. Zudem ist das Aufstellen von „Paróls“, sternförmigen Laternen, eine beliebte Tradition, die die Vorfreude auf das Fest symbolisiert.